Ausbildung
Von der Kür zur Pflicht
Der Fachkräftemangel wird immer mehr zur Bedrohung für den Wirtschaftsstandort Österreich. Das gilt auch für den IKT-Bereich. Daher fordern Informatik Austria und Digitaloffensive die Einführung des Pflichtfachs Informatik im Schulunterricht.
Informatik Austria und Digitaloffensive fordern die Einführung des Pflichtfachs Informatik im Schulunterricht.
Bild: zinkevych/Freepik
Informatik Austria und die Digitaloffensive Österreich schlagen Alarm: Österreich läuft Gefahr, ohne die Rekrutierung von IKT-Fachkräften den Anschluss an die digitale Welt zu verlieren. Die Politik müsse jetzt handeln, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes langfristig zu sichern. Die Organisationen fordern von der neuen Bundesregierung die Einführung von Informatik als Pflichtfach in der Oberstufe der AHS mit mindestens sechs bis acht Wochenstunden.
Ohne Informatik keine Zukunft.
Die Europäische Kommission schätzt, dass bis 2030 750.000 Informatiker:innen in der EU fehlen werden. Dies kann der EU jährlich bis zu 115 Milliarden Euro kosten – in Österreich wären dies 2,76 Milliarden Euro (bei einem aliquoten Anteil am BIP der EU). Frühzeitige Informatik-Ausbildung ist somit ein entscheidender Schlüssel zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Die WKO schätzt, dass Österreichs Bruttoinlandsprodukt um 4,9 Milliarden Euro wachsen könnte, wenn der Fachkräftemangel in der Informatikbranche beseitigt würde. Softwarelösungen treiben heute fast alle Branchen voran – und dieser Trend wird sich weiter verstärken. „Wer in Zukunft erfolgreich sein will, braucht Informatikkenntnisse”, ist sich Markus Vesely, Vorstand der Digitaloffensive Österreich, sicher.
Der Weg zu mehr Fachkräften beginnt in der Schule.
Das Ziel ist klar: Mehr Jugendliche müssen für technische Berufe und IT-Studiengänge begeistert werden. Ein Pflichtfach Informatik – auch als Maturafach – könnte dafür die beste Grundlage schaffen. Der Name „Informatik“ und die Fokussierung auf die Grundlagen und Anwendung der Informatik sind dabei entscheidend, um das Berufsbild zu schärfen und die Orientierung der Schüler:innen zu verbessern. Zum Vergleich: Deutsch und Mathematik haben derzeit zwölf Wochenstunden, Geschichte und Geografie zusammen sieben. Mit sechs bis acht Wochenstunden Informatik würde ein sinnvolles Gleichgewicht im Lehrplan entstehen und die Tür in Österreichs erfolgreiche digitale Zukunft aufgestoßen.
Allgemeinbildung im 21. Jahrhundert.
„Ein Verständnis der Grundlagen der digitalen Welt ist heute genauso wichtig wie das Beherrschen der Grundrechenarten oder das Lesen und Schreiben”, sagt dazu Michael Smetana, Vorstand der Digitaloffensive Österreich. Informatik muss also auch als Teil der Allgemeinbildung fest verankert werden, um Schüler:innen optimal auf das Leben in einer digitalen Gesellschaft vorzubereiten. Auch Frauen sind in technischen Berufen nach wie vor unterrepräsentiert. Das Pflichtfach Informatik könnte ein Gamechanger sein, um Mädchen frühzeitig für digitale Themen zu begeistern. Denn wenn wir weiterhin die Hälfte des verfügbaren Talents ignorieren, schwächen wir nicht nur die Gleichstellung, sondern auch unsere Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit”, so Prof. Roderick Bloem, Vorsitzender von informatik_austria.