top of page

Interview

Alexander Kremer: Widerstandsfähige IT-Branche

TD Synnex ist mehr als ein klassischer Distributor – das zeigt sich in der Vielfalt der Services und dem breiten Engagement des Unternehmens. Alexander Kremer, Director Advanced Solutions, spricht über Markttrends, technologische Entwicklungen und die Herausforderungen des Jahres 2025.

Alexander Kremer: Widerstandsfähige IT-Branche

„Wir haben ein stabiles, gut aufgestelltes Team mit starken Spezialisten in allen relevanten Technologiebereichen.“ Alexander Kremer, Director Advanced Solutions, TD Synnex
Bild: Montage ©Freepik und © TD Synnex

EHZ Austria: Auf Ihrer Website betonen Sie Ihr starkes Engagement. Wo liegt das?

Alexander Kremer:Unser Engagement ist sehr vielseitig und umfasst mehrere Bereiche. Ein zentraler Aspekt ist die Förderung unserer Mitarbeiter. Wir legen großen Wert darauf, Talente nicht nur zu gewinnen, sondern sie auch langfristig bei uns on board zu halten und weiterzuentwickeln. Ein Beispiel dafür ist unser Female Talent Program, mit dem wir gezielt Frauen auf ihrem Karriereweg unterstützen. Viele unserer Kollegen sind schon lange bei uns, einige haben als Trainees angefangen und leiten heute ganze Business Units. Das zeigt nicht nur eine starke Bindung, sondern auch unser Engagement in der Personalentwicklung. Auch im karitativen Bereich setzen wir uns aktiv ein. Ein Highlight ist unser jährlicher Golfcup, bei dem wir Partner und Hersteller zusammenbringen und eine Tombola veranstalten. Der Erlös kommt wohltätigen Zwecken zugute, etwa dem Sterntalerhof in der Steiermark. Ein weiteres wesentliches Engagement betrifft den Channel. Wir unterstützen unsere Partner durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen, damit sie mit den schnellen technologischen Entwicklungen Schritt halten können. Wir bieten Schulungen beim Kunden vor Ort, haben eine Online-Academy und veranstalten gemeinsam mit führenden Herstellern Touren durch die Bundesländer.


Ohne eigene Academy scheint es im Channel nicht mehr zu gehen. Wie wichtig ist die für Ihre Partner?

Alexander Kremer: Die Academy ist ein zentraler Bestandteil unseres Angebots. Wir bieten eine Vielzahl an Trainings unserer Key-Partner, darunter Hersteller wie IBM, Broadcom, Veeam oder HPE. Dabei geht es sowohl um die Ausbildung neuer Mitarbeiter als auch um regelmäßige Weiterbildungen und die Vorbereitung auf notwendige Hersteller-Zertifizierungen. Einige dieser Zertifizierungen müssen jährlich oder alle zwei Jahre erneuert werden – ähnlich einer Auffrischungsimpfung. Dafür bieten wir strukturierte Schulungen und ein eigenes Testcenter, in dem nach erfolgreichem Abschluss eines Wissenstests die offizielle Zertifizierung erfolgt. Diese Zertifizierungen sind nicht nur ein Qualitätsmerkmal, sondern bringen unseren Partnern auch direkte Vorteile. Sie ermöglichen autorisierten Resellern eine bessere Betreuung durch die Hersteller, Zugang zu Marketingunterstützung und speziellen Preisvorteilen.


Apropos Ausbildung. Die Digitaloffensive Österreich hat im letzten Herbst ein Pflichtfach Informatik in der Oberstufe gefordert. Was sagen Sie dazu?

Alexander Kremer: Das kann ich nur befürworten. Eine gewisse Grundausbildung in Informatik sollte bereits in der Schule stattfinden. Die Realität ist, dass die Praxis die Schule längst überholt hat – Kinder und Jugendliche lernen den Umgang mit dem Internet oft unkontrolliert zu Hause. Eigentlich sollte der Digitalunterricht bereits in der Volksschule beginnen. Es geht nicht nur darum, mit digitalen Helfern wie Smartphones und KI-gestützten Tools umzugehen, sondern auch darum, einen sicheren und reflektierten Umgang mit diesen Technologien zu vermitteln. Gerade in Zeiten zunehmender Cyberbedrohungen ist das essenziell. Aktuelle Fälle, wie gefälschte E-Mails der österreichischen Gebietskrankenkasse, bei denen viele Menschen finanziellen Schaden erlitten haben, zeigen, wie wichtig digitale Kompetenz ist.


Wo setzt TD Synnex als Distributor seine Schwerpunkte?

Alexander Kremer: Wir sind sehr breit aufgestellt. Wir haben verschiedene Spezialistenteams, die sich in unterschiedlichen Bereichen bestens auskennen. Grundsätzlich gliedern wir unser Geschäft in zwei große Bereiche: Endpoint und Advanced Solutions. Im Bereich Advanced Solutions beschäftigen wir uns mit Themen wie Security, Cloud, Enterprise Software, Server und Storage. Hier bieten wir umfassende Lösungen und Beratungen an. Im Bereich Endpoint Solutions geht es um klassische IT-Hardware wie Notebooks, Drucker, Displays und Zubehör – alles, was im Büroalltag genutzt wird. Unsere Stärke liegt in der Spezialisierung. Jedes unserer Teams arbeitet eng mit den Herstellern zusammen, um die besten Lösungen für unsere Partner zu entwickeln. Die begleiten wir nicht nur im Vertrieb, sondern auch bei der Umsetzung von Projekten, indem wir mit den Herstellern zusammen „Go-to-Market“-Konzepte entwickeln. Manche sehen uns als klassischen Broadliner, aber das trifft längst nicht mehr zu. Wir decken mit unserem Portfolio alles ab – von klassischen Hardwarelösungen bis hin zu hochspezialisierten Cloud- und Security-Dienstleistungen. Deshalb sind wir für viele unserer Kunden ein wichtiger Ansprechpartner.


Wonach entscheiden Sie, welche Hersteller Sie in Ihr Programm aufnehmen?

Alexander Kremer: Das ist oft eine komplexe Entscheidung. Als mittlerweile weltweit größter Distributor folgen wir einer globalen Strategie, die bestimmte Herstellerpartnerschaften vorgibt. So arbeiten wir beispielsweise weltweit mit Microsoft, Cisco oder HPE zusammen. Diese strategischen Partnerschaften werden meist zentral entschieden und gelten für alle Märkte, in denen wir tätig sind.

Gleichzeitig gibt es aber auch regionale Entscheidungen, etwa für die DACH-Region. Hier analysieren wir, welche Hersteller unser bestehendes Portfolio optimal ergänzen und mit unserem Go-to-Market-Ansatz harmonieren. Diese Entscheidungen werden basierend auf Marktbedürfnissen, Kundenanforderungen und regionalen Gegebenheiten getroffen. Das ermöglicht es uns, flexibel zu agieren und gleichzeitig die Vorteile eines globalen Netzwerks zu nutzen.


Ist das Wachstum von TD Synnex nur durch Akquisitionen entstanden?

Alexander Kremer: Akquisitionen und Zusammenschlüsse spielen natürlich eine Rolle. Ein gutes Beispiel ist die Übernahme von Avnet, die wir erfolgreich integriert haben. Auch die frühere Tech Data entstand aus Zusammenschlüssen, wie der Übernahme von Computer 2000 oder Azlan. Diese Konsolidierung ist ein ständiger Prozess in der IT-Distribution und im gesamten IT-Channel. Sie betrifft nicht nur uns als Distributor, sondern auch den Fachhandel. Viele unserer Partner erleben ebenfalls Fusionen, Übernahmen oder Betriebsübergaben, etwa wenn Unternehmer in den Pension gehen oder eine strategische Entscheidung treffen, ihr Unternehmen in eine größere Struktur zu integrieren. Ich bin sicher, dass diese Konsolidierungsprozesse weitergehen werden. Das deutliche Wachstum der kürzeren Vergangenheit hat jedoch nichts mit Akquisitionen zu tun, sondern kommt aus eigener Kraft.


Die österreichische Wirtschaft steht aktuell vor einigen Herausforderungen. Die IT-Branche scheint sich dennoch gut zu entwickeln. Wie sehen Sie das?

Alexander Kremer: Natürlich ist die wirtschaftliche Lage in Österreich derzeit herausfordernd. Doch die IT-Branche ist eine zukunftsorientierte Branche. Wir unterstützen Unternehmen bei der Optimierung ihrer Prozesse, steigern mit unseren Lösungen Produktivität und Effizienz und treiben mit Technologien wie AI auch kreative Innovationen voran. Ein entscheidender Faktor ist, dass IT-Produkte einem natürlichen Erneuerungszyklus unterliegen. In der Pandemie gab es eine enorme Nachfrage nach Notebooks, Zubehör, Konferenzsystemen – diese Geräte kommen nun in die Jahre und müssen ersetzt werden. Zudem bedingt die technologische Entwicklung, etwa durch Windows 11 oder höhere Sicherheitsanforderungen, eine Modernisierung der IT-Infrastruktur.

Zusätzlich erleben wir durch die verstärkte Nutzung von Homeoffice und Cloud-Lösungen steigende Anforderungen an Unternehmensnetzwerke, Security-Systeme und Speicherlösungen. Der IT-Markt wächst also nicht nur durch Fusionen oder Übernahmen, sondern auch durch natürliche Marktmechanismen. Natürlich sind wir nicht vollständig unabhängig von der allgemeinen Wirtschaftslage. Wenn große Unternehmen wegfallen, hat das auch Auswirkungen auf unsere Branche. Doch der IT-Sektor ist breit diversifiziert, und IT ist mittlerweile in nahezu allen Wirtschaftsbereichen essenziell. Das macht uns widerstandsfähiger gegenüber konjunkturellen Schwankungen.


Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Jahr 2025?

Alexander Kremer: Wirtschaftlich wird es sicherlich ein weiteres herausforderndes Jahr, da Österreich ins dritte Jahr der Rezession geht. Unsere wichtigsten Exportmärkte, Deutschland und die USA, stehen ebenfalls vor wirtschaftlichen Unsicherheiten, die möglicherweise zusätzliche Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft haben werden. Für uns als Unternehmen sind die Voraussetzungen jedoch gut. Wir haben ein stabiles, gut aufgestelltes Team mit starken Spezialisten in allen relevanten Technologiebereichen. Wachstumsthemen wie beispielsweise Hybrid-Cloud-Lösungen, künstliche Intelligenz und IT-Security bleiben für uns weiterhin zentral. Zudem stehen 2025 einige bedeutende technologische Erneuerungen an, darunter neue IBM Power 10 Hardware, ein Windows-Refresh und neue Microsoft Server-Versionen. Diese Entwicklungen werden die Nachfrage weiter ankurbeln.


Eine letzte Frage: Was macht Ihnen Spaß an Ihrer Arbeit?

Alexander Kremer: Es ist die Vielfältigkeit und die Abwechslung, die meine Arbeit so spannend machen. Über die Jahre konnte ich nicht nur mein Wissen erweitern, sondern mich auch persönlich weiterentwickeln. Die IT-Branche verändert sich ständig, und es ist ein lebenslanger Lernprozess, mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Besonders schätze ich die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Menschen aus den verschiedensten Unternehmen und vor allem mit meinen Kollegen. Der gegenseitige Austausch und das voneinander Lernen bereichern den Arbeitsalltag enorm. Was mich besonders freut, ist, dass sich aus geschäftlichen Beziehungen oft echte Partnerschaften und sogar Freundschaften entwickeln. Man erlebt ja sozusagen gemeinsam Freud und Leid in der Branche.

bottom of page