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Interview

Florian Jira ist Mister Security

Warum Florian Jira, Geschäftsführer von Infinigate Österreich, Cybercrime gar nicht so schlecht findet, was er über die österreichische Version der NIS 2 denkt und welchen Kindheitstraum er sich erfüllt hat, erzählt er im Gespräch mit Barbara Sawka.

Florian Jira ist Mister Security

„Bei einem neuen Trend schauen wir sehr früh, dass wir die Gustostückerl, also die technologischen Leader, im Portfolio haben.“ Florian Jira, Geschäftsführer von Infinigate Österreich

EHZ: Wo kann ich Infinigate einordnen, wo liegen Ihre Schwerpunkte?

Florian Jira: Im Grunde genommen sind wir ein IT-Distributor wie viele andere auch allerdings mit dem Schwerpunkt IT-Security. Wenn man aber genauer hinschaut, sieht man, dass wir nicht so sind wie die anderen. Das liegt daran, dass wir uns sehr stark auf Services konzentrieren. Somit sind wir ein Value-Added-Distributor im eigentlichen Sinne. Das sieht man auch daran, dass wir allein im deutschsprachigen Raum über 100 Leute im Tech-Service haben. Das ist schon eine ganze Menge. Das sind 100 Systemengineers, 100 Trainer und Leute, die sich richtig gut auskennen. Damit sind wir ein Authorized Training Center für unsere Security-Themen. Und noch etwas: Unsere Geschäftsführung hat sich schon ziemlich früh dafür entschieden in einem konsolidierenden Markt zu jenen Unternehmen zu gehören, die kaufen und nicht gekauft werden. So holen wir immer neue Firmen ins Boot. In den letzten zwei Jahren sind wir stark gewachsen. Wir haben uns von ursprünglich elf auf 50 Niederlassungen weltweit vergrößert. Mittlerweile sind wir in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und der Asien-Pazifik-Region vertreten. Und wir stehen noch vor ein paar Akquisitionen. Es ist also eine spannende Reise.


Cyber-Security ist ein Thema an dem man nicht vorbeikommt. Ist das Wachstum der Branche vor allem der wachsenden Cyber-Kriminalität geschuldet?

Florian Jira:Absolut. Ich bin ein Freund von Cybercrime, weil das unsere Daseinsberechtigung ist. Das ist ein Yin und Yang, ein Hin und Her und mal sind die Bösen vorne, mal sind es die Guten, je nachdem, wie viel man investiert. Und solange es ein gutes Geschäft für die Bösen ist, ist es auch ein gutes Geschäft für die Guten. Und wenn ich die Schlagzeilen lese, die oft sehr dramatisch klingen, dann bin ich immer ganz froh, weil das Werbung für uns ist.


Ist die Awareness für Cyber-Security grundsätzlich gestiegen?

Florian Jira: Ja, es hat sich ein Kulturwandel vollzogen. Ich kann mich erinnern als ich vor 25 Jahren in der IT angefangen habe, da war IT etwas für Nerds und IT-Security war nur eine stark wachsende Nische. Es war ein Bereich, der nicht jeden interessiert hat. Und heute ist das Thema aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Egal ob ich Fleischhauer, Tischler oder ein Industrie-Unternehmen bin – an IT kommt keiner mehr vorbei. Und insofern sind unser Geschäftsfeld und auch die Branche gewachsen.


Die NIS 2 gilt – in Österreich abgeschwächt – seit 17. Oktober. Wie haben Sie Ihre Kunden darauf vorbereitet?

Florian Jira: Wir haben ziemlich früh damit angefangen die NIS 2 zu kommunizieren. Dabei haben wir nicht gesagt: Achtung, da kommt jetzt eine Regelung auf uns zu nach der auch gestraft wird. Sondern wir haben erklärt, dass es bei der NIS 2 darum geht einen gemeinsamen europäischen Standard mit gemeinsamen Protokollen, Compliance und Nachvollziehbarkeit zu erreichen. Im Grunde kann jedes Unternehmen froh sein, wenn man ihm sagt: „ Ihr Geschäftsfeld zählt zum Risikobereich“ und ihm dann noch Tipps gibt, was es tun kann. Die NIS 2 ist keine Bedrohung, sondern eine Richtlinie, an der man sich orientieren kann, um zu wissen, was zu tun ist. Das haben wir auch so kommuniziert. Ich habe einen Podcast als „Mister Security“ gemacht, in dem ich genau erklärt habe, wie die einzelnen Schritte aussehen, wann wer betroffen ist und was in welcher Reihenfolge zu tun ist. Ergänzend haben wir auch einen Leitfaden veröffentlicht, den man sich bei uns herunterladen kann.


Wie betroffen sind Sie, dass die NIS 2 nicht durch österreichisches Recht untermauert wurde.

Florian Jira: Ich bin fassungslos, aber ich sehe in allem immer auch etwas Positives. Wir hatten bei der DSGVO auch eine österreichische Lösung, bei der anfangs eher ermahnt, als gestraft wurde. Trotzdem hat die DSGVO der Branche einen Aufschwung gebracht, was für uns pekuniär auch gut war. Und es hat – was den Datenschutz angeht – eine Sensibilisierung gebracht. Je größer ein Unternehmen ist, desto mehr Fokus gibt es mittlerweile darauf. Und das ist auch meine Aussicht auf die NIS 2.


Welche Trends und Innovationen sehen Sie aktuell?

Florian Jira: OT-Security wird immer wichtiger, es gibt neue WLAN-Standards und größere Speicher. Wir können immer mehr Daten speichern und transportieren. Dank KI können wir diese Daten schneller analysieren. Und genau mit diesen Trends gehen auch die Security-Trends einher. Warum gibt es jetzt beispielsweise SASE? Das kommt daher, dass unsere Infrastruktur nicht mehr nur lokal ist, sondern wir haben jetzt „Workplace Anywhere“, „Computing Anywhere“ und unsere Daten in der Cloud. SASE sieht den Perimeter nicht mehr am Rand des Unternehmens oder am Rand der physischen Infrastruktur, SASE geht einen Schritt weiter und bezieht auch die Cloud-Security mit ein. Am Anfang dachte ich, dass es viele andere Technologien ersetzen wir, es ist aber eher eine Ergänzung.


Wie sehen das Infinigate-Programm oder die Angebote für Reseller aus?

Florian Jira: Wir sehen uns als Trusted Advisor. Als solcher schauen wird sehr genau, welche Produkte wir ins Portfolio aufnehmen. Es gibt im Jahr ungefähr eine dreistellige Zahl an neuen Endpoint-Sicherheitslösungen, aus denen wir eine Vorauswahl treffen. Wir schauen, welche IT Security-Lösungen nicht nur von der technischen Seite her sinnvoll sind, sondern ob es beim Hersteller auch Support gibt. Und bei einem neuen Trend schauen wir sehr früh, dass wir die Gustostückerl, also die technologischen Leader, im Portfolio haben. Ergänzend bieten wir dann Know-how durch unsere Techniker. Als Fachhändler muss man so das Wissen anfangs noch nicht selbst haben. Beim ersten Projekt können unsere Partner auf unseren Tech-Service vor Ort oder remote zurückgreifen. In weiterer Folge bilden wir mit unserer Academy die Partner dann weiter aus.


Sie haben am 9. Oktober in den Zirkus eingeladen?

Florian Jira: Ja wir versuchen mit dem Format den Messebetrieb in ein Zirkuszelt zu holen und den Spagat zwischen Information und Entertainment zu schaffen. Und das gelingt uns jetzt schon das dritte Mal. Über 15 Hersteller konnten über 100 Fachhändlern ihre Produkte und Lösungen präsentieren. Wir wollten unsere Gäste aber nicht mit jedem Thema überfluten, sondern ihnen die Möglichkeit geben, sich mit den Herstellern ganz nach Interesse zu unterhalten und sich zu informieren. Zusätzlich konnte ich mir einen Kindheitstraum erfüllen: nämlich einmal Zirkusdirektor zu sein. In dieser Rolle durfte ich mit zehn Herstellern in der Manege kurze Interviews zu ihren Lösungen führen. Dabei ging es vor allem darum, die Unterschiede zu anderen Herstellern herauskitzeln. An dieser Stelle: Danke an alle, die sich meinen Fragen gestellt haben.


Sie haben Mr. Security erwähnt. Wer ist das?

Florian Jira: Mr. Security versucht „parteilos“ Cyber-Security auf einem niederschwelligen Niveau sichtbar zu machen. Wir haben dazu eine Video- und Podcast-Reihe ins Leben gerufen, in der ich als Mr. Security versuche Awarness für das Thema IT-Security zu schaffen. Und zwar keine, die nur der Branche vorbehalten ist, sondern jeden erreicht. Weil das Thema auch jeden betrifft und zwar vom Konsumenten bis zum Businessuser. Und das versucht Mr. Security möglichst angreifbar, möglichst verständlich und auch kurzweilig zu bringen.


Eine Abschlussfrage: Was macht Ihnen Spaß an der Arbeit?

Florian Jira: Ich habe dieses Distributionsgeschäft von A bis Z inhaliert. Also macht es Spaß in etwas sattelfest zu sein. Gleichzeitig schleicht sich aber keine Routine ein, weil diese Branche so schnell ist. Sie ist einem ständigen Wandel unterzogen. Und ich arbeite gerne mit Menschen zusammen. Als Geschäftsführer habe ich die Freude ein Team zu führen. Da es aber ein kleines Team ist, habe ich viel Zeit um rauszufahren um unsere Partner zu treffen. Das sind immer sehr angenehme Treffen, ich unterhalte mich mit Gleichgesinnten über ein Thema, das uns alle interessiert und uns das Geld in die Kassen spült. Das muss Spaß machen.


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