Gastkommentar
Herausforderungen der KI und ein Lösungsansatz
Ivo Titscher, Geschäftsführer von ByteSource Deutschland und KI- Experte, erklärt wie man sich auf die KI einlassen kann und damit Wettbewerbsvorteile erreichen kann.
Ivo Titscher, Geschäftsführer von ByteSource Deutschland, zu dem Herausforderungen der KI und einem Lösungsansatz
Heutzutage liest und hört man unentwegt über die Potenziale der IT-Automatisierung durch Künstliche Intelligenz. Die große Hemmschwelle in vielen Unternehmen ist aber, dass deren Führung normalerweise konservativ ist und Innovation immer sehr skeptisch sieht. Wir haben ja unzählige Beispiele von Unternehmen, die durch diese Verhaltensweise sogar gescheitert sind, Kodak, Nokia und so weiter. Das ist auch heute oft die Grundhaltung und eben auch das Herausforderung, dass das Top-Management die Verantwortung hat, strategisch das Unternehmen langfristig zu führen.
Da darf es nicht heißen: Wir beobachten diese Technologie und haben nächstes Jahr einen Workshop dazu geplant. Denn wenn vom Management das Thema tatsächlich angegangen wird, dann ist das Potenzial enorm – das Potenzial der Effektivitätssteigerung und auch der Unternehmenswertsteigerung. Oft werden aber viele gute Gründe gefunden, um zu warten: Man wartet auf Regulationen, man wartet, was der Mitbewerb macht, man wartet auf ein neues Modell oder ähnliche Dinge. Oder aber innovative Unternehmen lassen sich darauf ein, und erkennen frühzeitig, wie sie KI nutzen und damit Wettbewerbsvorteile erreichen können.
Ein Beispiel
Ich möchte hier ein Beispiel anführe. Die Firma Siemens hat zusammen mit der Firma Schaeffler ein System implementiert, das bereits in Betrieb ist. Hier läuft als Steuerung für die Produktionsbänder eine Software und diese Software bzw. die Maschinen müssen manchmal umprogrammiert werden. Das ist normalerweise ein aufwendiger Prozess. Dann kommt extra eine Fachkraft ans Band und nimmt das auf, dann geht sie in ihr Büro und programmiert das. Durch die neue Lösung gibt es eine Konsole direkt an der Maschine, wo der Maschinenführer die Abläufe durch normalsprachliche Eingabe umprogrammieren kann und die Änderung sofort umgesetzt wird. Das ist ein sehr praktisches Beispiel. Vom Ansatz sind viele Use Cases schon da. Und wenn ich heute auf die Investitionszyklen blicke, dann gehört diese Thematik auf den Tisch von Unternehmen aller Art.
Vier Möglichkeiten
Und es gibt ja auch eine Methode, wie man als Unternehmen hier strategisch vorgeht. Zunächst braucht es einen Rahmen für die Mitarbeiter. Jedes Unternehmen muss definieren, was erlaubt oder verboten ist. Beispielsweise kann in einem Unternehmen KI generell verboten sein, oder Mitarbeiter dürfen ChatGPT benutzen, um eine Mail zu schreiben, dürfen dabei aber keine Unternehmensdaten verwenden. Das muss jedes Unternehmen für sich entscheiden. Der nächste Schritt ist die Schaffung einer Anlaufstelle. Es muss ja nicht gleich ein Center of Excellence sein, kann es aber sein, was ich auch empfehlen würde. Dafür ist dann der CIO oder CTO zuständig. Das ist die Anlaufstelle. Dann fordert man die Mitarbeiter auf, dass sie weiterführende Ideen und Vorschläge aus ihrem Bereich dort einreichen.
Zum Beispiel gibt es in Frankfurt bereits einen KI-Hub, und bei einigen Banken ist das jetzt schon umgesetzt. Das führte dazu, dass 60, 80, 100 solcher Ideen zusammenkamen Bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass fünf oder sechs Arten von Ideen immer wieder dasselbe fordern. Jeder kommt auf eine ähnliche Idee und es gibt fünf, sechs Varianten. Schließlich wurde jeweils eine davon ausgesucht und die werden jetzt umgesetzt.
Hier wird praktisch ein Leuchtturm errichtet und Erfahrungen gesammelt, die man dann wieder allen zurückspiegelt. Das wäre für mich jetzt die strategische Hauptstraße wie man das Thema KI ins Unternehmen hineinbringt. Wie lange das dauert und was dann als effektive Ansätze übernommen wird, wird sich dann zeigen.