Wildix
Mahmud Awad: Mehr als klassische UCC-Lösungen
Die Zukunft der B2B-Kommunikation liegt für Mahmud Awad, Country Manager Deutschland und Österreich bei Wildix, bei vertikalen Lösungen. Der UCC-Anbieter will mit attraktiven Konditionen und starkem Partner-Support den österreichischen Markt erobern.

„Wir stehen nie in direkter Konkurrenzzum Partner, da Wildix ausschließlich über den Channel verkauft.“ Mahmud Awad, Country Manager Deutschland und Österreich bei Wildix
Bild: Wildix
EHZ Austria: Wohin entwickelt sich die B2B-Kommunikation in Zukunft?
Mahmud Awad:Künstliche Intelligenz wird eine immer größere Rolle spielen – das ist sicher. Aber der eigentliche Trend ist die stärkere Integration von Kommunikationslösungen in bestehende Systeme. Ein gutes Beispiel sind Arzt- bzw. Gemeinschaftspraxen: Sie wollen eine direkte Integration in ihre Patientensoftware. Wenn ein Patient anruft, sollte die Telefonanlage automatisch sein Profil aufrufen. Das steigert nicht nur die Patientenzufriedenheit, sondern auch die Effizienz. Solche Integrationen sind nicht nur im Gesundheitssektor gefragt – sie verbessern allgemein die Customer Experience, was sich auch in Umsatz und Profit niederschlägt. Das führt zu einem weiteren wichtigen Punkt: Standardisierung. Nur Anbieter, die offene API- und TAPI-Schnittstellen anbieten, werden langfristig bestehen. Proprietäre Systeme ohne Integrationsmöglichkeiten werden aus dem Markt verschwinden. Zusätzlich geht der Trend immer stärker in Richtung vertikaler Lösungen – also branchenspezifischer Anwendungen. Wer in eine solche Vertikale geht, muss sicherstellen, dass sich seine Lösung reibungslos in bestehende Infrastrukturen einfügt, um echten Mehrwert zu bieten. Nur Unternehmen, die das beherrschen, werden langfristig erfolgreich sein.
Wie unterscheidet sich B2B- von der privaten Kommunikation?
Mahmud Awad: Der größte Unterschied liegt in der Nachvollziehbarkeit sowie in der Integration in Geschäftsprozesse. Im Businessumfeld ist es wichtig Gespräche aufzuzeichnen, um später darauf zurückgreifen zu können. Daher bieten wir KI-gestützte Analysen von Videoaufzeichnungen. Das bedeutet, dass ein Vertriebler nicht ein einstündiges Gespräch durchsuchen muss, um den entscheidenden Moment – etwa die Zustimmung zum Vertragsabschluss – zu finden.
Aber unser Kernprodukt ist unsere Kollaborationsplattform. Sie ermöglicht Videokonferenzen, Chat und Audiotelefonie – inklusive der Möglichkeit, Aufzeichnungen zu speichern und zu teilen. Besonders für Callcenter und Vertriebsmanager ist sie wertvoll, da sie Anrufstatistiken liefert, etwa zur Antwortzeit oder zur Anzahl verpasster Anrufe. Ein weiteres Produkt ist X-bees. Diese Plattform analysiert KI-gestützt beispielsweise in Echtzeit die Gesprächsstimmung anhand von Mimik, Tonlage und Sprache. Für den Einzelhandel haben wir mit X-hoppers eine spezialisierte Lösung entwickelt. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kann ein neuer Mitarbeiter nicht monatelang geschult werden. Mit X-hoppers kann er über ein Headset direkt ChatGPToder eine interne Wissensdatenbank befragen und Kunden sofort kompetente Antworten liefern.
Sie haben die Gemüts- und Stimmanalyse durch KI erwähnt. Wie ausgereift ist diese Technologie bereits?
Mahmud Awad: Unsere Lösung arbeitet aktuell noch mit simplen Symbolen, etwa einem Smiley für eine positive und einem roten, unglücklichen Emoji für eine negative Stimmung. Die eigentliche Technologie zur Stimmanalyse gibt es zwar schon seit Jahren, aber sie steckt noch in der Entwicklung. Generell ist KI ein Thema, das gerade erst Fahrt aufnimmt. Ich bin überzeugt, dass wir in zwei bis drei Jahren auf den heutigen Stand zurückblicken und schmunzeln werden – ähnlich wie wir heute über die ersten klobigen Mobiltelefone aus den 1970ern lachen. Der Unterschied: Die Entwicklung der KI wird sich nicht über Jahrzehnte ziehen, sondern in wenigen Jahren gewaltige Fortschritte machen.
Sie sind am österreichischen Markt gestartet. Was können die heimischen Channel-Partner erwarten?
Mahmud Awad: Unser größtes Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir keine Preise veröffentlichen. Das gibt unseren Partnern mehr Flexibilität bei der Preisgestaltung und sichert attraktive Margen. Gleichzeitig stehen wir nie in direkter Konkurrenz zum Partner, da Wildix ausschließlich über den Channel verkauft. Ein weiterer Vorteil ist unsere stabile Plattform. Sobald Wildix installiert ist, läuft sie zuverlässig mit minimalem Wartungsaufwand. Das ist besonders für kleinere Partner wichtig, da sie problemlos mehrere hundert Anlagen parallel betreuen können, ohne große personelle Ressourcen zu binden. Unsere Lösung ist zudem sowohl in der Cloud als auch On-Premverfügbar und lässt sich schnell und unkompliziert installieren. Außerdem bieten wir den Partnern intensive Schulungen. In den ersten drei Monaten gibt es Trainings in Technik, Vertrieb und Marketing, gefolgt von einer Field-Engineering-Zertifizierung. Nach spätestens drei Monaten kann der Partner seine Kunden eigenständig betreuen – falls er doch Unterstützung benötig, haben wir einen 7x24h-Support.
Ihr Schulungsangebot geht aber weit über die Produkttrainings hinaus. Wie sieht es aus?
Mahmud Awad: Wir haben mehrere Programme, die sich ergänzen. In den ersten drei Monaten gibt es die angesprochenen klassischen Produktschulungen. Danach folgt das Value Selling Training, ein zweitägiges Intensivprogramm, das sich auf eine lösungsorientierte Vertriebsmethodik konzentriert. Dabei lernen Partner, gezielt Fragen zu stellen, um die eigentlichen Probleme des Kunden zu identifizieren – anstatt einfach nur eine Palette an Produkten anzubieten. Selbst erfahrene Vertriebler mit 40 Jahren Berufserfahrung finden darin oft eine völlig neue Herangehensweise. Unsere neueste Schulung ist die Sales Academy, die auf den bewährten Vertriebsmethoden von Gartner und Harvard Business Review basiert. Hier arbeiten wir mit realen Use Cases, um unseren Partnern praxisnahe Strategien zu vermitteln. Diese Mischung gibt es sonst nirgendwo. Teilnehmen kann jeder Partner, der mindestens das Value Selling Training absolviert hat. Ein Harvard-Vertriebstraining kostet normalerweise zwischen 35.000 und 65.000 US-Dollar – für viele Mittelständler unbezahlbar. Wir bieten diese hochkarätigen Inhalte jedoch zu einem Bruchteil der Kosten an. Gerade für junge, wachstumsorientierte Partner ist das eine einmalige Gelegenheit.
Gibt es noch viel Wachstumspotenzial im UCC-Markt?
Mahmud Awad: Prognosen zeigen, dass das Wachstum noch mindestens bis 2030 anhält. Weltweit sprechen wir hier von einem Marktvolumen in dreistelliger Milliardenhöhe. Die nächsten fünf Jahre werden also weiterhin starkes Wachstum bringen. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, frühzeitig auf die Marktsättigung vorbereitet zu sein. Das haben wir in der Telekommunikationsbranche bereits erlebt: Anfangs waren mobile Daten teuer, später kamen Flatrates und drückten die Margen. Ähnliches wird im UCC-Markt passieren. Deshalb setzen wir bei Wildix schon jetzt auf vertikale Lösungen, um unseren Partnern nachhaltige und profitable Geschäftsmodelle bieten zu können.