Künstliche Intelligenz
KI bringt Wahlen in Gefahr
Bei Wahlen spielen Fehlinformationen eine immer größere Rolle. Cybersecurity-Expert:innen untersuchen, wie generative KI genutzt wird, um Desinformationen zu verbreiten um die Wähler:innen zu beeinflussen.

Generative KI-Technologien spielen eine wichtige Rolle , wenn es darum geht, mit Desinformationen wirkungsvolle Veränderungen im politischen Bereich herbeizuführen.
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In mehr als 60 Ländern sind heuer rund zwei Milliarden potenzielle Wähler zu den Urnen gerufen. Ein gefundenes Fressen für politische motivierte Kampagnen, die im großen Stil Fehlinformationen verbreiten wollen. Die Cybersecurity-Expert:innen von Sophos X-Ops haben in einer Machbarkeitsstudie dokumentiert, welche zunehmend wichtige Rolle generative KI-Technologien spielen, wenn es darum geht, mit Desinformationen wirkungsvolle Veränderungen im politischen Bereich herbeizuführen.
KI wird missbraucht.
So tauchen in letzter Zeit immer häufiger Fälle auf, in denen Kriminelle KI missbrauchen, wie etwa die Verwendung generativer Texte beim Versenden von Nachrichten an Betrugsopfer, die Nutzung generativer Bilder zur Erstellung irreführender Social-Media-Beiträge oder der Einsatz von „Deepfake“-Videos und -Stimmen für Social Engineering. Dieselben Instrumente kommen zunehmend im Rahmen politischer Fehlinformations- und Täuschungskampagnen zum Einsatz. „Angesichts der Relevanz dieser Thematik auch auf politischer Ebene ist es besonders wichtig, die Auswirkungen neuer Technologien auf gezielte Fehlinformationen zu verstehen“, so Ben Gelman, Senior Data Scientist bei Sophos. „Während ein Großteil der Empfänger einer unpersönlichen Massen-E-Mail mit Fehlinformationen, die mit dem Inhalt nicht einverstanden sind, aus einer Kampagne aussteigen, werden im Micro Targeting Desinformationen nur an solche Personen versandt, die höchstwahrscheinlich damit einverstanden sind. Dadurch entsteht eine erschreckende, neue Effizienz solcher Kampagnen.“
Erhebliches Risiko.
Der aktuelle Report basiert auf bereits von Sophos X-Ops durchgeführten Untersuchungen, bei denen ein speziell für diese Zwecke entwickeltes Tool zum Einsatz kam. Dieses startet automatisch eine E-Commerce-Betrugskampagne auf der Grundlage KI-generierter Texte, Bilder und Audiodateien, in deren Rahmen in hoher Anzahl überzeugende, betrügerische Webshops erstellt werden können. Nach einer Neukonfiguration konnten mit dem Tool Websites für politische Kampagnen mit beliebigen Merkmalen erstellt werden. Durch die Kombination gefälschter Social-Media-Profile mit mehreren Kampagnen-Webseiten waren die Forscher:innen in der Lage, überzeugende, personalisierte E-Mails zu erstellen, die individuelle Argumente verwenden, um Menschen bestmöglich davon zu überzeugen, an eine Kampagne zu glauben. „Die Fähigkeit, personalisierte, fein abgestimmte politische Inhalte zu produzieren, birgt ein erhebliches Risiko für verstärkte Fehlinformation, Finanzbetrug und die Vertiefung der ideologischen Polarisierung. Um diesen Trend zu begegnen, ist ein vielschichtiger Ansatz, der technologische, pädagogische und gesetzgeberische Anstrengungen vereint, unerlässlich“, so Gelman abschließend.